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Die Zukunft der Bau- und Energiewirtschaft ist grün

Bau und Energie im Wandel

Der Green Deal der EU verändert die Rahmenbedingungen für die Bau- und Energiewirtschaft nachhaltig. Welche Transformationen sich bereits heute abzeichnen, welche Instrumente die Energiewende beschleunigen und welche mittel- bis langfristigen Entwicklungen die Experten für plausibel halten, wurde kürzlich bei einer virtuellen Podiumsdiskussion der Pfeifer Group erörtert. Einhelliger Tenor: Dem Holz und der Kreislaufwirtschaft gehört die Zukunft.

„Noch vor fünf Jahren investierte kaum jemand in Holzbauprojekte. Heute möchten vor allem institutionelle Investoren weltweit gezielt grüne Projekte ins Portfolio nehmen, um ihren CO2 -Fußabdruck klein zu halten.” Statements wie dieses von Immobilienentwickler Martin Löcker verdeutlichen die unglaubliche Dynamik, die den Holzbau innerhalb kurzer Zeit erfasst hat. Und sie bestätigen, was die Nachrichtenwelle über Holzhochhäuser und ganze Holzbauquartiere in vielen europäischen Metropolen vermuten lässt: Der Holzbau hat längst das Nischendasein verlassen, er wird zum Mainstream und Hoffnungsträger im Kampf gegen die Klimakrise.

Wie die UBM Development AG, deren COO Martin Löcker ist, legen immer mehr Immobilienentwickler den Fokus bewusst auf Green Buildings. Sie schätzen Holz als ehrlichen Baustoff, den „jeder versteht”, der ein unvergleichbares Look & Feel hat, ein positives Image transportiert und darüber hinaus mit entscheidenden Hard Facts punktet: In Zeiten obligater CO2-Einsparung ist der nachwachsende Rohstoff erste Wahl, Holzbauten lassen sich hochgradig vorfertigen und erzielen durch die schlanke Konstruktionsweise eine höhere Bruttogeschossfläche. Fakten, die Ökonomie und Ökologie unter ein Dach bringen.

MARTIN LÖCKER, COO UBM DEVELOPMENT AG

Ökologie ist Grund Nr. 1, warum wir auf den Baustoff Holz setzen, Technologie ist Grund Nr. 2. 

Klimadebatte verändert Fokus der Finanzwirtschaft

Bei den Banken stößt die wachsende Nachfrage nach Holzbauprojekten durchaus auf Gegenliebe, signalisiert Ingo Bleier, Vorstandsmitglied für Corporate Banking & Markets der Erste Group. Denn auch die Finanzinstitute müssen durch die von der EU ab 2022 geplante Kennziffer „Green Asset Ratio” künftig ausweisen, zu welchem Anteil ihre Finanzierungen nachhaltige Projektzwecke unterstützen. Ein Hebel, der grünen Projekten zu besseren Konditionen verhelfen soll und die Banken einmal mehr zu einem wichtigen Transmissionsmechanismus für Nachhaltigkeitsstrategien macht.

„Wir haben ein hohes Interesse daran, dass unsere Kunden ihren CO2-Abdruck verbessern. Bereits jetzt gehen wir in den Kreditanalysen stark auf Nachhaltigkeit ein und führen mit allen Firmenkunden diesbezüglich einen intensiven Dialog”, ...

... sieht Bleier schlechte Zeiten auf Raubbau betreibende, die Umwelt belastende Unternehmen zukommen. „Über den Finanzsektor können wir effektiv darauf einwirken, dass alles, was nicht sauber ist, sehr teuer wird. Kohleverbrennung etwa wird lange vor dem offiziellen Verbot so teuer sein, dass sie sich nicht mehr lohnt.”

Ingo Bleier, Vorstandsmitglied
für Corporate Banking & Markets, Erste Group

Durch die neue Kennziffer Green Asset Ratio werden grüne Projekte künftig günstigere Konditionen erhalten als
CO2-intensive Projekte.

Von der Theorie zum konkreten Erlebnis

Einigkeit herrscht bei den Experten darüber, dass Klimaschutz mehr umfassen muss, als nur den Anteil erneuerbarer Energien zu steigern. Laut Aktionsplan der EU gelte es auch die Wärmewende, das Thema Verkehr & Mobilität, das bewusste Umgehen mit Rohstoffen voranzutreiben, so Energieexperte Michael Class, CEO der juwi AG. Unabdingbar sei es, eine ressourcenschonende Kreislaufwirtschaft zu etablieren und die Biodiversität zu erhalten.

Das von der EU unterstützend eingeführte Instrument der Taxonomie, ein Klassifikationssystem für nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten und Basis für die oben angesproche Quote „Green Asset Ratio”, zeigt sich laut Class seit Inkrafttreten im Juli 2020 wirkungsvoller als erwartet: „Die Unternehmen sind verpflichtet, ihre Daten offenzulegen. Diese Transparenz führt z.B. dazu, dass Versicherungen Verträge für umweltbelastende Tätigkeiten aufkündigen oder empfindlich verteuern. Erneuerbare Energien hingegen werden günstiger.”

Mehr als das Pflichtprogramm erfüllen

Von der derart angekurbelten Nachfrage werden Hersteller CO2-neutraler Baustoffe und Energieträger, wie etwa Pfeifer, profitieren. Die Anforderungen in punkto Positionierung, Compliance und Innovationen bleiben trotzdem – oder gerade deshalb – hoch. „Aus Sicht der Investoren ist es wichtig, Qualität zu produzieren und Regionalität tatsächlich zu leben”, warnt Martin Löcker vor Greenwashing. Holz, das zwei Mal durch Europa transportiert werde, sei keine nachhaltige Lösung. „Holzbauinitiativen müssen auf nachhaltige Forstwirtschaft, kurze Transportwege und Transparenz setzen und dies am besten durch Zertifikate sichtbar machen.” Punkte, die bei der Pfeifer Group längst im Unternehmensleitbild und in der täglichen Praxis etabliert sind.

Auch das Gebot, Kreisläufe geschlossen zu halten, hat Pfeifer früh erkannt. Bereits 1998 ging am Standort Kundl (A) das erste Biomassekraftwerk in Betrieb, heute produzieren konzernweit sechs Biomassekraftwerke umweltfreundliche Wärme und Strom für die eigenen Anlagen. 

Frisches Rundholz wird bei Pfeifer zu 100 % verarbeitet, schließlich werden Sägereststoffe wie Sägespäne und Hackschnitzel zu Produkten wie Palettenklötzen und Pellets veredelt. Aber auch das Thema Recylingholz rückt in den Fokus – auf Druck der Staaten, die bislang unzureichend genutzte Rohstoffquellen erschließen wollen, aber auch weil die ökonomischen Chancen der Kaskadennutzung überzeugen. „Wir planen in Uelzen ein Altholzwerk, um Palettenklötze aus Recyclingholz herzustellen”, verrät Michael Pfeifer, CEO Pfeifer Group. Trotz wettbewerbsorientierter Abnehmer von Recyclingholz wie Kraftwerke sollte es dafür an Material nicht fehlen. Immerhin fallen jährlich allein in Deutschland rund 7 Mio. Tonnen Recyclingholz an, wovon derzeit nur ein Siebtel stofflich verwertet wird.

Pellets entstehen aus Sägespänen und Hackschnitzel und leisten einen wichtigen Beitrag für die Wärmewende.

Der Anteil erneuerbarer Energien beim Heizen konnte in den letzten Jahren zunehmend gesteigert werden.

Steigende Immobilienpreise und Wunsch nach „Holzgold“

Ein weiteres Thema der Podiumsdiskussion war der Megatrend Urbanisierung versus Stadtflucht nach Covid-19. Immobilienexperte Wolfgang Amann sieht v.a. den semiurbanen Raum wachsen und die Grenzen zwischen Stadt und Land verschwimmen. Coronabedingte Entwicklungen wie Homeoffice, Telekonferenzen und Co. würden Wohnen im Grünen inkl. Pendeln attraktiver machen, zugleich steigen die Immobilienpreise am Land, im Speckgürtel der Ballungsgebiete und in den Städten gleichermaßen.

Holzbau kann auch hier durch höhere Kosteneffizienz und besseres Nutzflächenverhältnis einige Vorteile bringen. Für die flexible Modulbauweise und Nachverdichtung im urbanen Raum kommt allein schon aus Gründen der Serienfertigung bzw. Statik nur Holz als Baustoff in Frage. Bei Eigenheimen bestimmt der Wunsch nach Naturbaustoffen und gesundem Raumklima den Markt. „Innovationen wie der digitale Zwilling von Gebäuden auf Basis der Planungsmethode BIM (Building Information Modeling) und intelligente Sensorik, um versteckte Mängel im Holzbau frühzeitig zu erkennen, werden sich durchsetzen”, so Amann.

Holzbauten lassen sich industriell vorfertigen und verkürzen damit die Bauzeiten um ein Vielfaches.

Fazit: Bauen mit Holz lohnt sich aus vielerlei Hinsicht.

Auch in Zeiten gestiegener Preise für Holzbauprodukte, die erstmals nach 10 Jahren Stagnation spürbar anziehen. Neben der langfristigen CO2-Speicherung und der stofflichen bzw. thermischen Verwertbarkeit von Holzbauten spricht auch ihre Lebensdauer für den Umstieg vom Beton- zum Holzgold. „Massivholzprojekte sind natürlich besonders wertbeständig, aber auch Holzriegelkonstruktionen bescheinigen Studien eine Lebensdauer bis zu 80 Jahren“, weiß der Immobilienforscher.

Der Baustoff Holz aus nachwachsendem Rohstoff speichert das klimaschädliche CO2 langfristig.

Hochentwickelte Produkte wie Brettsperrholz bilden die Basis für wertbeständige Holzbauten.

Michael Pfeifer

Geschäftsführer

Nach 10 stabilen Jahren steigt das Preisniveau von Holzprodukten erstmals an, aber auch Dämmstoffe, Eisen etc. werden teurer. Noch mehr industrielle Vorfertigung und weniger Schnittstellen am Bau können den Holzbau künftig preislich interessant halten.

Auf dem Weg zur Innovationsführerschaft

Zur virtuellen Podiumsdiskussion mit Experten aus der Finanz-, Energie- und Immobilienwirtschaft lud die Pfeifer Group ihre Stakeholder im Rahmen des Strategieprozesses. Das Familienunternehmen räumt Zukunftsthemen traditionell einen hohen Stellenwert ein. Pandemiebedingt forciert es den Austausch mit Experten, Partnern und Kunden zuletzt vermehrt auf virtueller Ebene, wofür u.a. das Format des Pfeifer-Talks geschaffen wurde.

Da Pfeifer als Produzent von konstruktiven Holzbaustoffen, aber auch als Produzent von Bioenergie und Bioheizstoffen in hohem Maß von den Umwälzungen am Bau- & Energiesektor betroffen ist, holte sich CEO Michael Pfeifer fundierte Einschätzung aus erster Hand, um die Unternehmensgruppe noch zukunftsfitter zu machen. Folgende Experten gewährten in kurzen Keynotes und Diskussionsbeiträgen spannende Einblicke in ihre Branche und stellten relevante Querbezüge zur Pfeifer Group her:

  • Ingo Bleier, Mitglied des Vorstandes für Corporate Banking & Markets, Erste Group
  • Wolfgang Amann, geschäftsführender Gesellschafter des Institut für Immobilien
  • Bauen und Wohnen GmbH, Universitätsdozent, Parlamentarischer Berater
  • Michael Class, Experte für erneuerbare Energien, CEO juwi AG
  • Martin Löcker, COO UBM Development AG

Zur Pfeifer Group

Die Pfeifer Group zählt zu den traditionsreichsten und wettbewerbsstärksten Unternehmen der europäischen Holzindustrie mit rund 2.000 Mitarbeitern an derzeit acht Standorten in Österreich, Deutschland und Tschechien. Der Firmensitz des familiengeführten Konzerns befindet sich in Imst (Tirol/Österreich). Rund 4 Mio. Festmeter Holz werden jährlich in den vollintegrierten Sägewerken der Gruppe eingeschnitten und entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu Schnittholz und Hobelware, Betonschalungsplatten, Schalungsträgern, Brettsperrholz (CLT), Brettschichtholz, verleimten Massivholzplatten sowie Palettenklötzen, Briketts, Pellets und Biostrom verarbeitet. Rund 90 % des Umsatzes macht Pfeifer in Europa, daneben werden Kunden in mehr als 80 Ländern weltweit beliefert.