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Bauen mit Holz wird Mainstream

Über Revolutionen, Herausforderungen und Trends im Holzbau

Wenige Branchen erlebten in Mitteleuropa in den letzten Jahrzehnten eine derart dynamische Entwicklung wie der Holzbau. Sowohl Verbände als auch Hersteller haben den Imagewandel vom rustikalen zum modernen Werkstoff kräftig angeschoben. Die Pfeifer Group als Komplettanbieter im Bereich konstruktiver Holzbaustoffe hat sich mit Georg Binder, Geschäftsführer von proHolz Austria, über den Status quo und die Zukunft des Holzbaus ausgetauscht.

Es ist eine Erfolgsgeschichte. Darüber sind sich Brancheninsider und Beobachter einig. Allein in den letzten zwei Jahrzehnten, in denen Georg Binder der Arbeitsgemeinschaft der österreichischen Holzwirtschaft proHolz als Geschäftsführer vorstand, hat der Holzbau einen Quantensprung von der Kleinteiligkeit zu Bauprojekten in großem Maßstab vollzogen:

„Noch um die Jahrtausendwende war es kaum vorstellbar, mit Holz über 20 Stockwerk hohe Hochhäuser wie beispielsweise das HoHo in Wien zu errichten. Heute gibt es fast wöchentlich über ein neues Projekt in Hochhaus-Dimensionen zu berichten.“

Wesentlicher Erfolgsfaktor für diese Entwicklung war es, frühzeitig den qualifizierten Dialog mit den Architekten gesucht und ein neues Verständnis für Holz geschaffen zu haben. „Fachwissen und die dazugehörigen Netzwerke bei den Zielgruppen aufzubauen – auch international – war enorm wichtig“, urteilt Binder rückblickend.

Holzbauanteil legt zu, Marktpotenzial ist hoch

Nicht zuletzt aufgrund der europaweit eingeforderten Klimaneutralität bis 2050 befindet sich der Holzbau länderübergreifend auf dem Vormarsch. In Österreich stieg der Holzbauanteil in den letzten 20 Jahren von 14 auf 24 Prozent, in Deutschland liegt er im Wohnbau bei 18 %, in Frankreich bei 6 %, in Italien bei rund 7%. „Bauen mit Holz wird Mainstream. Es besteht allerdings Luft nach oben“, sieht Binder noch Marktpotential zu erobern. Vor allem im öffentlichen Bau habe es die Politik selbst in der Hand, die gesteckten Klimaziele umzusetzen. Vorbehalte gegenüber dem Bauen mit Holz („zu teuer, zu kompliziert“) gründen indes zumeist auf mangelndem Wissen über das Material und dessen Anwendungen und erfordern weiterhin Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit. Dabei können Verbände wie Hersteller gewichtige Argumente pro Holzbau anführen: Technische Vorteile wie der hohe Vorfertigungsgrad und ökologische Pluspunkte wie CO²-Neutralität und regionale Verfügbarkeit des Rohstoffs Holz treffen absolut den Zeitgeist, dazu kommt die hohe Wohnqualität durch das angenehme, gesunde Raumklima.

Neben dem hohen Vorfertigungsgrad haben Holzbauprodukte auch ökologische Vorteile: Holz ist regional verfügbar, CO²-neutral und recyclingfähig.

Brettsperrholz: Revolutionäres Produkt erobert Markt

Den entscheidenden Schub für den modernen Holzbau brachte die Entwicklung von stab- zu flächenförmigen Produkten für Wand- und Deckenelemente bis hin zu 3D-Modulen.

Brettsperrholz (CLT) ermöglicht ein industrielles Bauen mit Holz, wobei Verbindungen und Montage einfach, rasch und kostengünstig zu bewerkstelligen sind. Damit hat der Architekt ein Produkt zur Hand, das ihm eine attraktive Formsprache mit Holz erlaubt. Nicht nur im DACH-Raum, Technologieführer und wichtiger Absatzmarkt gleichermaßen, auch global kommt das Produkt Brettsperrholz derart gut an, dass die Produktionskapazitäten massiv ausgebaut werden. Mit der Sortimentserweiterung um CLT reagierte Pfeifer zum strategisch richtigen Zeitpunkt auf den anhaltenden Boom im Holzbau. Seit 2019 produziert die Gruppe im neuen Werk in Schlitz (Hessen) Brettsperrholz aus 100 Prozent Fichtenholz für ein vielseitiges Einsatzspektrum im anspruchsvollen Holzbau.

„Im ersten vollen Produktionsjahr 2020 verlassen voraussichtlich 30.000 m³ CLT unsere Werkshallen. Die zweite Ausbaustufe läuft, um bereits 2021 die Produktionskapazitäten zu verdoppeln“, freut sich Michael Pfeifer, CEO der Pfeifer Group, über den gelungenen Markteinstieg. Für das bekannt beratungsintensive Produkt CLT etablierte der innovationsfreudige „Massenproduzent“ Pfeifer ein eigenes Technisches Büro, das Know-how für die individuelle Beratung, Kalkulation sowie projektbezogene Auftragsabwicklung bietet. Damit positioniert sich Pfeifer als kompetenter Partner für Planer, Architekten und Holzbaufirmen.

Brettsperrholz (CLT) von Pfeifer

Mit der Sortimentserweiterung um CLT reagierte die Pfeifer Group zum strategisch richtigen Zeitpunkt auf den anhaltenden Boom im Holzbau.

Fachkräfte und Forschung sind gefragt, Kapazitäten gesichert

Qualifizierte Fachkräfte in den Holzbetrieben sowie auf Planungsebene bedeuten die größte Herausforderung, um den Holzbau in die Breite zu bringen. Die Ausbildung müsse modernisiert werden, um den veränderten Anforderungen von der handwerklichen Detailausführung auf der Baustelle hin zur digitalen Prozesssteuerung in den Werkhallen gerecht zu werden. Weitere Holzbaulehrstühle seien insbesondere in urbanen Ballungsräumen essenziell, so Binder. Mit den künftig vorhandenen Holzarten gelte es den Materialeinsatz so effizient wie möglich zu gestalten – bei gleichzeitiger Verbesserung der technischen Leistungsfähigkeit der Produkte: „ Mehr zu bauen mit weniger Holz im Produkt, so lautet der Auftrag zur Findung neuer Werkstoffe“, formuliert Binder. Die Kapazitäten indes für die steil anziehende Nachfrage nach Holzbauprodukten sehen Verbände wie Hersteller gesichert. Sowohl die nachwachsende Ressource Holz als auch die modernen Produktionen erlauben ein wesentlich höheres Holzbauvolumen als gegenwärtig realisiert. Die optimale Wertschöpfung des Rohstoffs verfolgt die Pfeifer Group bereits heute mit fortschrittlichsten Mitteln. „Dank Scanner-Technologie erreichen wir eine ideale Materialausbeute und kontrollierte Qualität vom ersten Arbeitsschritt an. Auch die Kuppelprodukte der Schnittholzverarbeitung werden zur Gänze verwertet“, berichtet Michael Pfeifer.

Serielles Bauen und „Re-use“ geben Richtung vor

Übereinstimmend sehen Experten im Bereich des Holzbaus die Vorfertigung weiter an Bedeutung gewinnen. „Baukastensysteme, die auch vorbereitete Lösungen für die Haustechnik bereitstellen, werden den Trend zum seriellen Bauen verstärken“, prognostiziert Binder. Als zweites großes Zukunftsthema ortet er die Kreislaufwirtschaft und somit den Gedanken der Wiederverwendung. Dabei geht es im Bauwesen nicht nur um das Recycling an sich, sondern auch darum, Gebäude rückzubauen und die darin eingesetzten Materialien oder Bauteile eins zu eins wiederzuverwenden. Als Teil der zirkulären Bauwirtschaft verändert „Re-use“ auch die baulichen Rahmenbedingungen um Planung, Entwurf und Ästhetik. Für die Branche leitet Georg Binder daraus einen klaren Auftrag ab:

„Wir müssen von der Materialschlacht am Bau wieder zu klaren, einfachen Aufbauten zurückkehren. Hierzu wird auch der Holzbau Antworten liefern müssen, Stichwort: Innovation durch Reduktion.“

Die Pfeifer Group: „Passion for timber“ als Claim und Mission

Die Pfeifer Group zählt zu den traditionsreichsten und wettbewerbsstärksten Unternehmen der europäischen Holzindustrie mit rund 2.000 Mitarbeitern an derzeit acht Standorten in Österreich, Deutschland und Tschechien. Der Firmensitz des familiengeführten Konzerns befindet sich in Imst (Tirol/Österreich). Rund 3,8 Mio. Festmeter Holz werden jährlich in den vollintegrierten Sägewerken der Gruppe eingeschnitten und entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu Schnittholz und Hobelware, Betonschalungsplatten, Schalungsträgern, Brettsperrholz (CLT), Brettschichtholz, verleimten Massivholzplatten sowie Palettenklötzen, Briketts, Pellets und Biostrom verarbeitet. Exportiert wird in 90 Länder weltweit.

Über proHolz Austria

Die Arbeitsgemeinschaft der österreichischen Holzwirtschaft informiert die Öffentlichkeit via Imagewerbung und Fachinformation umfassend über die Vorteile der Holzverwendung – mit dem Ziel, den Holzverbrauch zu steigern. Ein Schwerpunkt der Kommunikation liegt in der Bewusstseinsbildung der Bevölkerung zu den positiven Effekten einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung und umfassenden Holzverwendung hinsichtlich des Klimaschutzes. Darüber hinaus werden Bauentscheider firmenneutral beraten und über die technischen und ökologischen Argumente für das Bauen mit Holz informiert. Mag. Georg Binder ist seit 1998 Geschäftsführer von proHolz Austria.