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04.11.2019

„Der Aufschwung in Chanovice ist dank der Pfeifer Group spürbar“

2016 übernahm die österreichische Pfeifer Group die Holzindustrie Chanovice im waldreichen Bezirk Klattau (Kreis Pilsen) und baute sie mit einem Investitionspaket von 60 Mio. Euro zu einem vollintegrierten Produktionsstandort aus. Werksleiter Radek Pecka und Petra Moučková, Leiterin der Personalabteilung Tschechien, sprechen über die mustergültige Entwicklung des Standorts, den Imagewandel zu einem begehrten Arbeitgeber und neue Herausforderungen bei der Rohstoffversorgung in Zeiten des Klimawandels.

In Chanovice verarbeiten aktuell 480 MitarbeiterInnen jährlich 560.000 Festmeter hochwertiges Fichtenholz zu 100 % in ein vielfältiges Produktsortiment (330.000 m³ Schnittholz, 1,3 Mio. m² ein- & dreischichtige Massivholzplatten, 1,3 Mio. m² Schalungsplatten, 40.000 t Pellets sowie 30 Mio. kWh Öko-Strom). Als einziger Standort der Pfeifer Group kann die Sägelinie in Chanovice mit Rundholz bis zu sechs Metern Länge beschickt werden. Ebenfalls einzigartig: Das komplett anfallende Rundholz-Sortiment lässt sich aufgrund der vielfältigen Einschnitt-Techniken vom kleinsten bis zum größten Durchmesser (bis zu 70 cm) verarbeiten. 2019 feiert Chanovice 100 Jahre Holzverarbeitung.

Radek Pecka, Werksleiter

Petra Moučková, Head of Human Ressources Czech

Können Sie die größten Veränderungen in Chanovice seit der Übernahme durch die Pfeifer Group kurz skizzieren?

Pecka: Pfeifer hat gleich zu Beginn enorme Summen in die Infrastruktur, in neue Produktionsanlagen und in die Optimierung von bestehenden Produktionsanlagen investiert. Das Konzept, das Pfeifer hier verfolgt, beruht auf einer wesentlichen Stärke: alle nötigen Maßnahmen in großen Schritten umzusetzen und Entscheidungen schnell zu treffen. Neben den optimierten technologischen Prozessen und dem erweiterten Produktsortiment hat sich auch die Firmenkultur sehr zum Positiven gewendet. Den MitarbeiterInnen wird große Wertschätzung entgegengebracht, bei den Lieferanten und der Gemeinde Chanovice gilt Pfeifer als verlässlicher Partner.

Moučková: Als Personalleiterin der tschechischen Pfeifer-Standorte Chanovice und Trhanov arbeite ich bereits seit April 2017 an der Verbesserung sämtlicher Personalprozesse. Neben zahlreichen internen Maßnahmen konnten wir durch Mitarbeiterevents wie „Tag des Holzes“ und Kooperationen mit lokalen Sportvereinen, Schulen, Kindergärten und Kulturveranstaltungen unser positives Image als Familienunternehmen in der Region stärken

Konnte die Pfeifer Group ihr Versprechen sicherer und qualitativ hochwertiger Arbeitsplätze halten?

Moučková: Pfeifer investiert permanent in die Personalentwicklung. Diese Maßnahmen fruchten in motivierten MitarbeiterInnen und einem ausgezeichneten Ruf als Arbeitgeber. Heute werden wir laufend weiterempfohlen und tragen zur niedrigen Arbeitslosenquote von nur 2 % in der Region bei. Sämtliche Optimierungsprozesse werden an den Bedürfnissen der Mitarbeiter ausgerichtet: Neben dem Fokus auf Arbeitssicherheit haben wir ein neues Lohnsystem mit transparenten Prämien und zahlreiche Benefits eingeführt. Das 13. Gehalt, ein Essenszuschlag sowie ein Zuschlag von 3 % für die Rentenversicherung auf freiwilliger Basis sind nur einige Errungenschaften, von denen unsere Betriebsangehörigen profitieren. In Summe garantieren wir sichere, zukunftsfähige Arbeitsplätze in einem überdurchschnittlich attraktiven Arbeitsumfeld.

Pecka: Um den Aufwärtstrend in Zahlen zu fassen: Zum Zeitpunkt der Übernahme gab es 350 Beschäftigte im Betrieb. Dank der angesprochenen Investitionen ist diese Zahl am Standort Chanovice auf 480 gestiegen und durch den Ausbau auch des zweiten tschechischen Werkes in Trhanov beschäftigen wir hierzulande bereits mehr als 620 MitarbeiterInnen.

Petra Moučková

Head of Human Ressources Czech

„Unsere MitarbeiterInnen profitieren von sicheren Arbeitsplätzen in einem attraktiven Arbeitsumfeld.“

Welche Infrastruktur-Projekte stehen aktuell auf der Agenda, um die Schlagkraft des Standortes zu erhöhen?

Pecka: Eine hochmoderne Anlage zur Produktion von Betonschalungsplatten wurde bereits 2017/18 in Betrieb genommen. Damit wird der hochautomatisierte Maschinenpark im Endausbau einen Ausstoß von 1,3 Mio. m² Schalungsplatten pro Jahr schaffen. Die Kapazitäten in der Pelletierung wollen wir mit einer neuen, modernen Pelletierungsanlage ab Anfang 2020 auf 100.000 Tonnen pro Jahr erhöhen. Außerdem bauen wir ein weiteres Kraftwerk und nehmen zahlreiche Optimierungen im Sägewerk vor. Noch heuer und auch im nächsten Jahr möchten wir die Produktionen im Sägewerk und im neuen Schalungsplattenwerk weiter stabilisieren und optimieren und alle Investitionen planmäßig umsetzen. Für diese Hauptziele genieße ich die volle Unterstützung der Firmenleitung.

Chanovice liegt in einer der waldreichsten Gegenden Mitteleuropas, an der die Auswirkungen des Klimawandels nicht spurlos vorübergehen werden. Wie sieht es mit der nachhaltigen Rohstoffversorgung aus?

Pecka: Die große Trockenheit setzt auch dem tschechischen Wald zu und stellt uns vor neue Herausforderungen. Trotz allem weist Tschechien noch viele gesunde Waldflächen auf und es wird uns auf jeden Fall auch in absehbarer Zukunft genügend Rohstoff zur Verfügung stehen, sofern wir die Wälder vermehrt pflegen. Chanovice profitiert von einer absolut vorteilhaften Lage: Im Umkreis von 80 km um das Werk sind heuer so gut wie keine großen Schäden aufgetreten und es gibt keine anderen Sägewerke in unserer Größenordnung. Daher spielen wir auch eine wichtige Rolle in der hiesigen Waldbewirtschaftung, die heute mehr denn je auf verlässliche Partner angewiesen ist.

Inwiefern nimmt Pfeifer seine Verantwortung als größte Holzindustrie in der Region wahr?

Pecka: Nicht nur Käferholz, auch die großen Schadholzmengen aufgrund der Trockenheit erfordern unverzügliches Handeln. Wir helfen dem tschechischen Forst und den Waldbesitzern, indem wir die Kapazitäten im Sägewerk massiv ausbauen und die Leistung erheblich erhöhen. Konkret werden wir heuer im Sägewerk ca. 560.000 Festmeter schneiden, mittelfristig streben wir eine Million Festmeter an. Dafür benötigen wir eine neue Sortieranlage, die im zweiten Halbjahr 2020 in Betrieb gehen wird, sowie ein neues Hobelwerk, welches ebenfalls im Lauf des nächsten Jahres kommt.

CEO Michael Pfeifer mit Werksleiter Radek Pecka

Was bedeutet dieser ambitionierte Ausbau für die Personalabteilung?  

Moučková: Der Mangel an qualifizierten Mitarbeitern im Umfeld unserer Standorte ist tatsächlich unsere größte Herausforderung, die sich nicht mit einer höhergradigen Automatisierung der Produktion lösen lässt. Die Arbeit mit dem einzigartigen Rohstoff Holz erfordert ein gewisses Gespür, Fachwissen und Erfahrung. Wir würden gerne noch mehr motivierte Mitarbeiter mit Freude an der Weiterbildung in unseren Werken beschäftigen. Menschen, die unseren Slogan »Passion for Timber« verkörpern.

Der Holzbau und das Heizen mit Pellets erfreuen sich in Tschechien zunehmender Beliebtheit. Welche Chancen erwachsen daraus für den Standort?

Pecka: Mit seinen ökologischen und ökonomischen Vorteilen genießt Holz hierzulande ein positives Image. In der Bevölkerung steigt das Bewusstsein rund um Themen wie CO2 und Klimawandel und auch die Regierung sieht sich zum Handeln veranlasst. So wird z.B. das Heizen mit Kohle und Öl aufgrund neuer gesetzlicher Richtlinien in Zukunft nicht mehr möglich sein. Unsere Aufgabe besteht nun darin, die erneuerbare Energieform der Holzpellets nachhaltig zu forcieren. Auch den heimischen Architekten und Bauherren gilt es, die Vorteile zu kommunizieren und sie mit Know-how zu rüsten. In diesem Kontext war die Entscheidung von Pfeifer, den Standort Chanovice zu übernehmen und zu modernisieren, absolut richtig. Wir stellen hier aus Fichtenholz in bester Qualität hochwertige Produkte her, die voll im Trend liegen. Dank verfügbarer Ausbauflächen und der hohen Investitionsfreude der Unternehmensführung blickt Chanovice äußerst optimistisch in die Zukunft.

Radek Pecka

Werksleiter

„In Chanovice produzieren wir Qualitäts-Produkte, die voll im Trend liegen.“

Was reizt Sie persönlich an der Arbeit mit Holz und an Ihrer Position im Unternehmen?

Moučková: Holz ist ein sensationell vielfältiges Material, das mich seit der Kindheit fasziniert. Als Personalleiterin arbeite ich sehr gerne mit Menschen, kann mein Interesse für Psychologie einbringen und Kreativität bei der Suche nach optimierten Lösungen beweisen. Es ist ein spannender Bereich, der uns auch in Zukunft fordern wird. Denn trotz fortschreitender Automatisierung bleibt der Faktor Mensch ganz wesentlich für den Unternehmenserfolg.

PEČKA: Mich fasziniert die zu 100 % geschlossene Wertschöpfungskette, wie sie bei Pfeifer im Leitbild verankert ist und konsequent praktiziert wird. Nur ein Beispiel dafür: Mit 100.000 Tonnen Pellets im Jahr 2020 soll die Pelletsproduktion in Chanovice mehr als verdoppelt werden – ohne Rohstoff-Zukauf, nur durch bessere Verwertung von Sägenebenprodukten. Als Werksleiter werde ich natürlich an der Produktivität des Standortes gemessen, doch an erster Stelle kommen für mich immer die MitarbeiterInnen. Indem wir Themen wie Weiterbildung, Arbeitsplatzsicherheit und Brandschutz, aber auch eine komfortable Arbeitsumgebung und attraktive Sozialleistungen laufend forcieren, prägen wir nachhaltig die Firmenkultur.

Die Pfeifer Group

... mit Firmenzentrale in Imst/Tirol (Österreich) zählt zu den traditionsreichsten und wettbewerbsstärksten Unternehmen der europäischen Holzindustrie und beschäftigt rund 2.000 MitarbeiterInnen an 8 Standorten in Österreich, Deutschland und Tschechien (Trhanov gehört seit 2004 zur Gruppe, Chanovice seit 2016). Insgesamt 3,8 Mio. Festmeter Holz werden in den vollintegrierten Standorten der Gruppe zu Schnittholz und Hobelware, Betonschalungsplatten, Schalungsträgern, Brettschichtholz, verleimten Massivholzplatten sowie Palettenklötzen, Briketts, Pellets und Biostrom verarbeitet. Ab Ende 2019 bereichert der Zukunftsbaustoff Brettsperrholz (CLT = Cross Laminated Timber) die Produktpalette. Pfeifer exportiert in 90 Länder weltweit.